Vorschnelle Beschwerde eines kritischen Kunden
Dornier beklagt 1943 mangelnde Qualität
Innovative Leichtmetalle von Wieland kommen im 2. Weltkrieg besonders im Flugzeugbau zum Einsatz. Der Hersteller Dornier beklagt sich einmal über die angeblich mangelnde Qualität einer Lieferung – verwechselt dabei aber Wieland mit einem anderen Lieferanten.
Während des 2. Weltkrieges gewinnt die Produktion von Aluminium und Aluminium-legierungen, wie Ulmal und Ulminium, zunehmend an Bedeutung. Besonders von der Luftfahrtindustrie werden immer größere Mengen an Leichtmetall-Legierungen nachgefragt. Für Wieland Grund genug, diesen Geschäftsbereich stark auszubauen und innovative neue Aluminium-Werkstoffe zu entwickeln.
Zu den Kunden gehören unter anderem die Dornier-Werke in Friedrichshafen. Schon vor Ausbruch des 2. Weltkrieges beziehen sie den von Wieland entwickelten und markenrechtlich geschützten Werkstoff Ulminium. Eine „stahlfeste Aluminium-Legierung“, die in vergleichsweise weichem Zustand verformt und erst dann durch eine Wärmebehandlung gehärtet wird. Hohe Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit prädestinieren das Material für den Flugzeugbau.
Unter anderem kommt Ulminium bei dem zweimotorigen Kampfflugzeug Dornier Do 17 zum Einsatz. Wie hoch die Ansprüche an das Material sind, verdeutlicht ein Briefwechsel von Ende 1943, bei dem es zu einem peinlichen Irrtum kommt. Am 30. November schreibt der damalige Dornier-Direktor höchstselbst an den sehr geehrten „Herr Doktor“ (Hans Wieland), dass in seinem Betrieb „leider über die Planheit der Bänder und Bleche der Firma Wieland-Werke Klage geführt wird.“ Um dies zu untermauern, fügt er dem Brief ein „Musterbandstück“ bei. Schon am 4. Dezember antwortet Hans Wieland – etwas irritiert: „Das mir zugesandte Muster mit den Wellen ist jedoch nicht von uns geliefert, sondern von den Dürener Metall-Werken.“ Er frage sich, ob die „Reklamation sich gegen Düren richtet.“
Bereits vier Tage später antwortet der Dornier-Direktor: Es tue ihm sehr leid, das Musterstück eines welligen Bandes von einem anderen Fabrikat gesandt zu haben. Dessen ungeachtet seien aber die Bänder von Wieland, „selbst wenn sie als sonderplane bestellt waren, nicht immer so planliegend, wie sie sein müssten, um den neuerdings ganz besonders gesteigerten aerodynamischen Anforderungen gerecht zu werden.“ Dem schließt sich eine Einladung an Hans Wieland an, sich bei einem Besuch im Dornier-Werk „an Ort und Stelle anhand der fertigen Teile die Notwendigkeit der besonderen Planheit erklären“ zu lassen.
Ob es dazu kommt, ist nicht dokumentiert. Gesichert ist, dass die Aluminium-Legierungen von Wieland weiterhin stark gefragt sind. Auch bei Dornier, das bis Kriegsende treuer Kunde von Wieland bleibt.