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Story 143 – 1930 – Innovation Geschäftsmodell Prozesse

Schwerer Druck für ein leichtes Material

Nach 1933 steigt Wieland in die Leichtmetall-Produktion ein

Im Sinne der Autarkie-Bestrebungen des NS-Regimes muss Wieland vermehrt Aluminium verarbeiten. In kurzer Zeit werden entsprechende metallurgische Verfahren entwickelt. In Vöhringen entsteht eine spezielle Stranggießanlage für Leichtmetalle – und neue Produkte erschließen weitere Geschäftsfelder.

Das Leichtmetall Aluminium wird zwar schon seit 1912 auf den Vöhringer Strangpressen verarbeitet, aber nur in verschwindend geringen Mengen. Auch bei gewalztem Aluminium beträgt der Auslieferungsanteil noch 1928 bescheidene 3,5 Prozent. Zwar gewinnt das Leichtmetall wegen seines geringen Gewichtes, seiner guten Umformbarkeit und Witterungsbeständigkeit zunehmend an Bedeutung. Was ihm aber bei Wieland zu einem völlig anderen Stellenwert verhilft, ist die Außenwirtschaftspolitik der NS-Machthaber: Sie wollen Deutschland unabhängig von Importen machen – gerade auch bei Rohstoffen wie Kupfer, Zink, Zinn und Nickel. Die in Berlin erstellten Vierjahrespläne enthalten diesbezüglich klare Vorgaben.

Das 1932 in Vöhringen eingerichtete Gießereilabor erhält umgehend eine spezielle Abteilung für Leichtmetall-Legierungen, die bald schon im Zweischichtbetrieb arbeitet. 1934 werden Aluminium-Produkte – Rohre und Profile, aber auch Bleche – ins Lieferprogramm aufgenommen. Werden die Aluminiumprofile lange auf den gleichen Strangpressen wie die Schwermetalle verarbeitet, entsteht 1937 eigens die erste kontinuierliche Stranggießanlage für Leichtmetall.

Auszug Prospekt 1934

Ein Prospekt von 1934 nennt die Einsatzgebiete von Leichtmetall-Rohren, unter anderem im Flugzeug- und Schiffsbau, im Karosserie- und Wagenbau, aber auch in der Außen- und Innenarchitektur.

Auszug Prospekt

Schon vor dem 2. Weltkrieg bietet Wieland ein umfangreiches Sortiment an Leichtmetallprofilen an. Diese werden gerne als architektonische Stilmittel mit hoher Funktionalität eingesetzt.

Verarbeitet werden zunächst reines Aluminium, überwiegend zu Abdeckrahmen und -profilen für die Autoindustrie, ferner die selbst entwickelte, aushärtbare Legierung AK 2 mit einem geringen Kupfer- und Siliziumanteil sowie hoch belastbare Profile mit Silizium-, Mangan- und Magnesiumanteil, die unter dem Namen „Ulmal“ vorwiegend für Bauprofile eingesetzt werden. Ähnlich zusammengesetzt ist auch das „Ulminium“, das ideal für den Flugzeugbau geeignet ist.

Werbung in eigener Sache: Ein Prospekt zeigt das neue Wieland-Verwaltungsgebäude in Ulm, das 1937 mit einem Eingangsbereich aus Wieland- Leichtmetall-Profilen erbaut wird.

Die große Nachfrage nach den Leichtmetallprofilen – vor allem aus der Bauwirtschaft und der Luftfahrtindustrie – hat für Wieland bedeutende Konsequenzen. Erstens erwirbt man innerhalb weniger Jahre enorme zusätzliche Kompetenzen im Bereich der Leichtmetall-Metallurgie und schafft parallel dazu zukunftsweisende Umbauten und Betriebseinrichtungen. Zweitens beträgt der Anteil von Leichtmetallprodukten am Gesamtumsatz des Unternehmens bereits 1937 enorme 40 Prozent. Wenngleich der weitere Ausbau der Leichtmetall-Produktion von den NS-Behörden untersagt wird (man wähnt Vöhringen zu nahe an der Grenze zum französischen „Erbfeind“), gelingt es Wieland, mit Aluminium die Basis für das wirtschaftliche Überleben in der Kriegs- und Nachkriegszeit zu legen.

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