Historie und Verantwortung – Die Wieland-Werke 1933–45
Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs waren auch für die Wieland-Werke AG eine schwierige Zeit, für die das Unternehmen historisch um seine Verantwortung weiß. Als Hersteller von NE-Halbzeugen erfuhr Wieland von Seiten der Behörden eine Vorzugsbehandlung, musste sich aber dennoch unermüdlich für den Fortbestand und Schutz des Unternehmens und dessen Mitarbeiter einsetzen.
Mit Hochdruck in die Kriegsproduktion
In Vöhringen entsteht mitten im Krieg das große Presswerk 2
Vom Reichsluftfahrtministerium dazu angehalten, investiert Wieland ab 1940 in ein imposantes neues Presswerk. In ihm gehen bis 1945 vier zusätzliche Strangpressen – vornehmlich zur Leichtmetallverarbeitung – in Betrieb, zwei weitere sind bei Kriegsende fast fertiggestellt.
Die zunehmende Verarbeitung von Aluminium und die hohe Nachfrage der Wehrwirtschaft nach gepressten Leichtmetallprodukten führt 1940 im Vöhringer Werk zur Änderung bereits gefasster Pläne: Statt eines Aluminium-Walzwerkes baut Wieland – auf Anweisung des Reichsluftfahrtministeriums – ein neues Presswerk. Ein schwieriges Unterfangen, weil es kriegsbedingt an Baumaterial fehlt und die Pläne immer wieder verändert werden. Aus einem Gebäude, ursprünglich gerade einmal für eine Presse, wird so ein imposantes Presswerk mit 121 Metern Länge und 46 Metern Breite. In ihm ist Platz für drei horizontale Pressen und – in einem angrenzenden Hochbau – für vier vertikale Pressen.
Ende 1942 ist das als Presswerk 2 bezeichnete Gebäude fertig. Die erste Presse wird schon vorher montiert, sie war ursprünglich gar nicht vorgesehen und fiel Wieland kriegsbedingt in die Hände: eine 10 Meganewton Vertikalpresse, ursprünglich der „Compagnie Francais de Metaux“ gehörend, die als Kriegsbeute aus dem französischen Givet nach Vöhringen transportiert worden war.
Zügig geht nun der Ausbau des neuen Presswerks voran. In rascher Folge werden die Presse 8 (30 Meganewton, vor allem für Flugzeugprofile aus Ulmal und Ulminium), die Presse 13 (4 Meganewton, mit Viellochmatrizen zur Schweißdrahtherstellung) und die Presse 12 (27 Meganewton, für Rohre und Stangen) in Betrieb genommen. Bemerkenswert ist, dass Wieland die neuen Anlagen komplett aus eigenen Mitteln finanziert und nicht auf Kredite des Reiches zurückgreift, die dem als „kriegswichtig“ eingestuften Unternehmen durchaus zugestanden hätten.
Gleiches gilt für die weiteren zwei Pressen, die 1944 installiert werden: die vertikale Presse 11 (6 Meganewton) und die mächtige Viersäulen-Presse 14 mit 50 Meganewton Presskraft. Ausgelegt für schwere Aluminiumprofile und große Rohre, ist die Anlage im Frühjahr 1945 montiert, kommt aber nicht mehr zum Einsatz. Und die 1943 bestellte Presse 10 (13 Meganewton) wird sogar erst nach Kriegsende geliefert
Vor allem die Verarbeitung der hochfesten, warmaushärtbaren Leichtmetalle Ulmal und Ulminium bleibt, trotz der neuen Pressen, eine technologische Herausforderung. Die Legierungen müssen mit besonderen Vorrichtungen direkt an den Pressen mit Wasser abgeschreckt und dann mit hohem Aufwand von Hand zugerichtet werden. Immerhin: Das hierbei gewonnene Know-how wird Wieland nach dem 2. Weltkrieg noch von großem Nutzen sein.