Je größer, desto besser
Gussplatten entwickeln sich zu echten Schwergewichten
Gussplatten als Vormaterial für Bleche und Bänder werden im Laufe der Zeit immer größer – und schwerer. Wogen die Brammen Mitte des 19. Jahrhunderts noch bescheidene 45 Kilogramm, bringen sie heute mehr als 10 Tonnen auf die Waage.
Als im Ulmer Wieland Werk Glocken schon längst ein Nischenprodukt sind, bedient man sich bei der Herstellung von Gussformen immer noch des uralten Prinzips der Sandformen. In ihnen werden quaderförmige Platten gegossen, die später zu Blechen gewalzt werden. 1886 beträgt das durchschnittliche Gewicht dieser sogenannten Brammen noch bescheidene 45 Kilogramm. Bei einer Jahresproduktion von über 1.000 Tonnen bedeutet dies dennoch Schwerstarbeit für die Arbeiter.
Nachdem 1891 im Vöhringer Werk eine neue Gießerei in Betrieb geht, stellt man dort auf Steinguss um. Nun wiegen die 18 Millimeter dicken Platten bei einer Breite von 42 Zentimetern und einer Länge von 80 Zentimetern immerhin schon knapp 53 Kilogramm – bis 1925 steigt das Gewicht durch immer größere Dicken nochmals um 20 Kilogramm. In den Metallwerken Schwarzwald werden Anfang der 1930er-Jahre sogar Brammen mit einem Gewicht von 250 Kilogramm gegossen – zu ihrer lebensgefährlichen Handhabung sind allerdings 11 Arbeiter nötig!
Noch größere und damit schwerere Gussplatten erlaubt das 1926 eingeführte Gießen mit Dauerkokillen. In Vöhringen können nun über 500 Kilogramm schwere Brammen von einem Meter Länge, 60 Zentimeter Breite und 10 Zentimeter Dicke gegossen werden. Als 1933 das Strangguss-Verfahren aufgenommen wird, werden mit der neuen Technologie Platten als Vormaterial zum Walzen von Bändern produziert, die bis zu 450 Kilogramm wiegen.
Nach dem 2. Weltkrieg werden – vornehmlich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, aber auch um längere Bandadern ohne Schweißen realisieren zu können – immer größere und damit schwerere Brammen gegossen; Ende der 1950er-Jahre werden Blockgewichte von bis zu 1.700 Kilogramm möglich. Die bis dahin größte Einzelinvestition von Wieland erlaubt ab 1973 dann sogar Brammen mit bis zu 4,5 Tonnen Gewicht. Und seit einem weiteren Ausbau um die Jahrtausendwende werden in Vöhringen Platten gegossen, die ca. 10 Tonnen wiegen, damit sind sie rund 230-mal so schwer, als die Sandgussplatten Mitte des 19. Jahrhunderts.
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